Ein bisschen Medizin ist keine Kunst
Am Mittwoch, 23. Jun 2010 im Topic 'hochschul- und bildungspolitik'
Fächervielfalt an der Uni Bielefeld
An unserer Uni wird es im kommenden Jahr voraussichtlich zu einigen Änderungen kommen was die angebotenen Fächer angeht. So plante zumindest die schwarz gelbe Landesregierung eine Fakultät für Medizin aufzubauen und 200 Medizin Studienplätzezu schaffen. Eine so erweiterte Fächervielfalt wäre zwar a priori zu begrüßen, würde aber ad absurdum geführt, wenn die Mittel dafür bei anderen Studiengängen wegfielen. So gibt es Überlegungen die Kunstprofessur, die schon seit einem Jahr vakant ist, nicht mehr neu zu besetzen. Dies würde für die 130 Studierenden, die zur Zeit Grundschullehramt mit Nebenfach Ästhetische Erziehung, einer Mischung aus Kunst und Musik, studieren evtl. bedeuten, dass sie dieses nicht weiterführen können. Zur Zeit sieht es zwar so aus als ob für die bisher eingeschriebenen Studierenden eine Weiterführung des Studiengangs vorgesehen ist und nur keine Neueinschreibungen mehr zugelassen werden sollen. Formal gäbe es allerdings keinen Hinderungsgrund für das Rektorat den Studienzweig Kunst sofort abzuschaffen, da es sich nur um ein Nebenfach handelt.
Nach der Auskunft des Rektorats auf eine Anfrage der Fachschaft Kunst und Musik ist noch nicht klar was die Kapazitätsplanung für das nächste Jahr ergeben wird. Die bisherige Informationspolitik des Rektorats ist alles andere als transparent, nachdem es sich für die vertröstende „Beantwortung“ der Anfrage immerhin sieben Wochen Zeit ließ...
Auch wenn die Frage der Besetzung der Kunstprofessur zunächst unabhängig von der Entscheidung über die Medizinfakultät sein soll, ist es doch bedauerlich, dass hier Millionen für die Neuschaffung einer Fakultät in die Hand genommen werden und kein Geld für eine dagegen lächerlich billige Kunstprofessur vorhanden sein soll. Dieses wäre wohl besser angelegt wenn man die neuen Studienplätze an Unistandorten mit bereits bestehender Medizinischer Fakultät schaffen würde.
Im Sinne einer effizienten Nutzung der verfügbaren Mittel ist die Neuschaffung mit dem nötigen Aufbau eines Uniklinikums die denkbar schlechteste Variante.
Diese Erkenntnis wird gerade in Schleswig Holstein in die Tat umgesetzt, indem der renommierte Medizinstudiengang der Universität Lübeck wegfallen soll und die Studierenden nach Kiel verlegt werden sollen, um Synergieeffekte zu nutzen. Vor diesem
Hintergrund wird die Einrichtung von Medizin in Bielefeld noch fragwürdiger und zeigt auch deutlich die grotesken Blüten, die das föderale Bildungssystem treibt. Hier wird viel Geld in die Hand genommen, um dem Medizinermangel entgegen zu wirken, da muss eben dieses Geld eingespart werden und es fallen ihm über 1000 Studienplätze zum Opfer.
Bisher hat das Rektorat kommuniziert, dass es sich eine Einrichtung einer medizinischen Fakultät auch nur vorstellen kann, wenn die Mittel dafür komplett vom Land übernommen werden.
Allerdings ist selbst dann zu befürchten, dass sich die Studienbedingungen durch zusätzliche Raumknappheit verschlechtern könnten. Noch mehr als das sie das in der Umbauphase und durch den doppelten Abiturjahrgang sowieso schon tun.
Wir als ghg*ol werden daher – sofern ihr uns wieder das Vertrauen aussprecht – unseren Einfluss in Studierendenparlament und Senat zu nutzen versuchen, um uns für die Erhaltung der Kunst einzusetzen. Außerdem werden wir den Verlauf der Planung zur Medizinfakultät kritisch beobachten und im Falle, dass das Rektorat von unserer Linie der kompletten Finanzierung durch das Land abweicht, Protest einlegen.
Ob eine etwaige SPD geführte Minderheitsregierung diesen Plan weiter verfolgen wird ist zwar noch nicht klar, in Anbetracht der Betonung der Wichtigkeit von Bildung durch SPD und Grüne allerdings auch nicht unwahrscheinlich.